June 23, 2018

Luna

Musikalische Geschichten aus Traum und Nacht

Genz leer ist die Bühne im abgedunkelten Alten Speicher Ebersberg, als die ersten Töne erklingen. Die Blicke des Publikums streifen durch den Raum, es herrscht Spannung. Woher kommt die Musik? 

Die Musik kommt von den Streichern des Grafinger Jugendorchesters, die sich zum Auftakt des diesjährigen Konzerts im Saal verteilt und versteckt hatten. Wie von einem anderen Planeten, aus allen Richtungen, aus jeder Tür haben sie sich reingeschlichen. Nach und nach verschmolzen die Töne zu einer bekannten Melodie - Frühling aus Vivaldis Vier Jahreszeiten. So richtig hat das Publikum nicht mitbekommen, dass die anfangs noch leere Bühne aufeinmal gesteckt voll mit war mit Musikerinnen und Musikern. Nahtlos ging es über in die schmissige 70er Nummer Dreamer von Supertramp. Zumindest für den Moment folgte Moderator Philipp Gassert, der von nun an durch den Abend führte, der Anweisung von Dirigentin Hedi Gruber. Er solle doch endlich ins Bett gehen, es sei schon spät.

Bei Aquarium aus Karneval der Tiere von Camille Saint-Saens war dann der Schwebezustand vom Anfang wieder hergestellt. Leise, ruhig und trotzdem präzise spielten Julius Gassert am Klavier und Johannes Schackow am Vibraphon das weltbekannte Stück. Stilistischer Gegenpol waren die beiden folgenden Nummern: dem Publikum wurde beim dreistimmigen Mitklatschen zu Auf'm Berg und im Tal von den Cuba-Boarischen mindestens genauso warm wie Philipp Gassert bei seiner Premiere als Okarina-Solist. Da ging den Zuschauerinnen und Zuschauern das Klatschen zu Maxglaner, einem verjazzten Marsch von Tobi Reiser, schon deutlich leichter von der Hand.

Ganz ohne Mitwirkung des Publikums, dafür mit umso größerem Können unserer Solisten Adam Ambarzumjan (Klarinette) und David Hacker (Akkordeon), bestritt das GJO Let's Be Happy vom weltbekannten Klarinettisten und Klezmorim Giora Feidmann. Auch Aram Khatchaturians Waltzer Masquerade kam rein orchestral aus, bevor es dann bei Demon Kitty Rag von der norwegischen Folk-Band Katzenjammer wieder moderner wurde. Beide Elemente - instrumental und modern - verband das GJO dann gekonnt bei einem der wohl bekanntesten Klinegltöne der Welt: Axel F vom Vaterstettener Komponisten Harold Faltermeyer.

Vor dem großen Halbzeitfinale wurde es noch einmal dramatisch: Amelie Jost begeisterte mit ihrer mächtigen Stimme bein einer Swing-Bearbeitung von Dream On, dem Aerosmith-Klassiker aus 1973. Nun war es Zeit für das musikalische Highlight des Abends: Rhapsody in Blue von George Gershwin. Jakob Skudlik glänzte bei dem rund fünfzehnminütigen Klavierkonzert, das bereits bei seiner Uraufführung im Jahr 1924 durch die Verbindung musikalischer Komponenten aus Sinfonie und Jazz bestach.

Den Startschuss nach der Pause gab eine kleine Abordnung des GJO: In Band-Besetzung rund um Sängerinn Hannah Kreck läuteteten sieben Musiker die zweite Häfte ein. Weiter ging es mit zwei ganz besonderen Show-Einlagen. Passend zum Thema Nacht und Dunkelheit gaben unsere Trommler der Grafing HotstiX mit verbundenen Augen alles, um bei der Shownummer Montuno von Timm Pieper trotzdem die richtigen Instrumente zu treffen - mit Erfolg! Unsere beiden (dienst-)ältesten Mitglieder Franz Kraxenberger und Franz Mlnarschik bewiesen mit ihrer Tanzeinlage rund um Sänerin Amelie Jost bei Eric Claptons Layla, dass Musik einfach super jung hält.

Das große Finale hatte nochmal nahezu alle Facetten der Musik zu bieten. Ungewohnt brachial, aber trotzdem begeisternd wirkte die Orchestra-Meets-Metal Bearbeitung von House of the Rising Sun, einem Folksong von der Band Animals. Benedict Ohmann am Schlagzeug, Xaver Neuhäusler an der E-Gitarre und Sänger Matthias Kupka brachten das Gemäuer des Klosterbauhofs wortwörtlich zum beben. Seppi Neuhäusler lieferte den passenden "Cool-Down" bei Mad about You von Sting, das durch das Orchester-Arrangement inklusive Klarinettensolo (Christina Görisch) wohltuend ruhig daherkam. Doch es sollte sich nur um die Ruhe vor dem Sturm handeln.

Das GJO zeigte bei Roxanne, einer Filmmusik-Bearbeitung des Hits von Police, was es alles zu bieten hat. Nach einem rein instrumentalen Einstieg, angeführt von einem Geigensolo von Michael Beschorner, tanzten Teresa Gruber und Kilian Berger einen atemberaubenden Tango. Gegen Ende des Stücks machten sich dann wieder suchende Blicke breit: wo kamen die beiden tiefen Stimmen her, die der Nummer noch mehr Kraft verliehen? Die Auflösung: Von der Brüstung unter dem Dach des Alten Speichers. Hierhin hatte es die Sänger Harry Khatchatrian und Matthias Kupka verschlagen.

Das Publikum feierte bei den Zugaben No Good von Kaleo und Miss Kiss Kiss Bang, dem deutschen ESC Beitrag 2014 von Alex Christensen mit Standing Ovations. Endgültig nach Hause entlassen wurden dann alle nach einem rund dreistündigen, berauschenden Konzertabend zu Tina Turners Welthit Proud Mary.

Das GJO bedankt sich bei seinen langjährigen Unterstützerinnen und Unterstützern für die Hilfe beim diesjährigen Konzertprojekt Luna.

Der Vorbericht in der Süddeutschen Zeitung Ebersberg.

Der Nachbericht in der Süddeutschen Zeitung Ebersberg.

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